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Ausgabe 01/2015

philoro Gold Round Table • philoro EDELMETALLE

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Man kommt aus der Schuldenthematik

nicht mehr raus, weil das Wachstum fehlt.

Man kann die Zinsen nicht erhöhen.

Wir sind zwar eine ganz andere Kultur,

aber im EU Raum entsteht ein Szenario

wie es in Japan war, dass es auf einem

ganz niedrigen Niveau seitwärts dahin

geht. In Österreich ist es vielleicht noch

etwas besser als inandereneuropäischen

Ländern. Ich glaube nicht, dass man mit

Gold in Zukunft schlecht beraten ist.

Jilch:

Ich würde das Wort gerne weiter

an Sie, Herr Hell-Höflinger, geben,

möchte aber noch etwas einwerfen.

Es gibt zwei Argumente gegen Gold.

Erstens ein staatliches Goldverbot und

zweitens Alchemie. Welches von beiden

ist gefährlicher?

Hell-Höflinger:

Grundsätzlich halte ich

das Szenario des Goldverbotes, wie wir

es in den USA schon erlebt haben, nicht

für realistisch. Für möglich halte ich je-

doch eine Besteuerung von Gold, damit

der Staat wieder etwas verdienen kann.

Jilch:

Ich persönlich habe die Theo-

rie, dass es von Anfang an so ge-

plant war, weil 1999 europaweit die

Mehrwertsteuer abgeschafft wurde.

In Österreich könnten wir sie auch

gar nicht bilateral wieder einführen.

Was die Fans des Goldstandards

gerne vergessen ist, dass sich der Staat

das Gold dort holt, wo er es am billigsten

bekommt, nämlich bei seinen Bürgern.

Hell-Höflinger:

Demzufolge kaufen sehr

viele Leute innerhalb der anonymen

Freigrenze von 15.000,- Euro Gold bei

diversen Händlern ein und reizen damit

die Anonymitätsgrenze aus. Die EU hat

schon im November 2013 eine Richtlinie

erlassen, dass dieser Betrag halbiert

wird. Ich glaube, dass Gold nicht

verboten wird, aber es wird auf jeden

Fall reglementiert werden.

Jilch:

Ein letztes Mal gehen wir noch auf

die europäische Ebene. Was haben wir

in der Europa- und in der Finanzpolitik in

den letzten 5 Jahren gelernt?

Bayer:

Die Europäische Zentralbank war

die einzige funktionierende Institution

in Europa, die effektiv zur Krisenbe-

kämpfung beigetragen hat, weil die

Fiskalpolitik selbst über den Stabilitäts-

pakt gefesselt war. Die Euro-

zone bleibt in der Ausgestaltung

ihrer wirtschaftspolitischen Instrumente

sehr unvollkommen und man hat nicht

wirklich die Lehren aus der Krise gezo-

gen. Die nationalen Interessen sind so

unterschiedlich, dass immer mehr Ent-

scheidungen in der Wirtschaftspolitik

von einem oder zwei Ländern getroffen

werden. Das mag zwar in Einzelfällen

sinnvoll sein, aber das ist nicht wirklich

die Idee der EU. Die österreichische

Regierung hat dem sehr starken

Übergewicht durch Deutschland und

zum Teil Frankreich nicht wirklich konter

gegeben, sondern ist auf den Zug

aufgesprungen. Dadurch wird die

Gemeinschaftsidee der EU erodiert.

Jilch:

Vielen Dank für das spannende

Gespräch!

man natürlich nicht eine große Woh-

nung um 600.000,- oder 400.000,-

Euro verkaufen muss, sondern nur den

benötigten Teil seiner Anlage.

Hell-Höflinger:

Darf ich da einhaken.

Es ist ganz interessant, weil wir darüber

auch geredet haben, was Gold als

monetäres Metall für einen Stellenwert

hat. Bei mir legen die Leute auch sehr

viel Wert auf kleine tauschbare Stücke-

lungen. Rein von der Investmentseite

betrachtet sollte man die billigste Einheit

kaufen – sprich Kilo Barren. Die kleine

Stückelung indiziert, dass die Leute ein

gewisses Misstrauen haben und vielleicht

so vorausdenken, dass sie die Sachen

einmal verkaufen müssen.

Brenner:

Das liegt aber auch daran,

dass es Gold Fans gibt, die davon reden,

dass man bei einem möglichen Zusam-

menbruch des Euro unter Umständen

übermorgen beim Bäcker mit einer Gold-

münze einkaufen gehen muss.

Jilch:

Das wäre ein sehr teures Brot,

aber das ist eine Rührigkeit. Eine andere

Rührigkeit ist, wenn auch eine harm-

losere, dass wir in Österreich z.B.

Dukaten und Kronen haben, welche

von der Münze Österreich immer noch

geprägt werden. In Wahrheit sind diese

nicht viel teurer als Barren, aber es

besteht

natürlich

eine

gewisse

emotionale Bindung. Mich fasziniert

immer, wenn ich einen Dukaten in die

Hand nehme und ihn ansehe, dass die

Münze damals schon so ausgesehen

hat, nur steht kein Wert mehr darauf

bzw. keine Nominale. Machen wir

eine kleine Abschlussrunde, weil ich

das Thema so offen wie möglich halten

will. Wir haben schon sehr viel in die

Zukunft geschaut, schauen wir kurz

in die Vergangenheit. Was kann man

aus den letzten fünf bis sechs Jahren

aus den verschiedenen Phasen, Panik,

keine Panik, Hoffnung, Euphorie usw.

lernen – als Goldhändler, als Gold-

anleger, als Mensch?

Brenner:

Das Erste, was man in dieser

Panikphase gelernt hat ist, dass die

Welt noch nicht untergegangen ist.

Die Leute hatten wirklich Angst und

haben deshalb große Teile ihres

Vermögens in Gold umgeschichtet.

Auch nachdem sich der Preis korrigiert

hat, sind sie immer noch zufrieden und

wollen sogar noch weiter aufstocken.

Daran wird sich auch nicht viel ändern.